Toolbox «Sporteltern» Kanton Zürich
Expert*innen: Dr. Katharina Albertin, Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen, Swiss Olympic
Familie und soziales Umfeld
Eltern/Erziehungsberechtigte unterstützen ihr Kind beim Einstieg in den Sport und nehmen dabei Einfluss auf die Wahl der Sportart. Als wichtige Stütze nehmen sie verschiedene Rollen ein und sind Vorbild. Weitere wichtige Bezugspersonen wie Geschwister, Verwandte oder Freunde sind Teil des persönlichen Umfeldes der Athlet*innen und beeinflussen deren Persönlichkeitsentwicklung. Eltern/Erziehungsberechtigte und weitere Bezugspersonen unterstützen die Kinder bei Veränderungen (kritische Übergänge).
Betreuen und Begleiten
Die Bereitschaft ein Kind auf seinem sportlichen Weg zu begleiten, ist wegweisend. Leistungssport ist oftmals zeitlich wie auch finanziell eine grosse Investition. Eine zu hohe Erwartung kann belastend sein und bei Nicht-Erfüllen zu Schuldgefühlen führen. Freude und Spass sollten im Vordergrund stehen und die Motivation für den Sport stärken. Eltern/Erziehungsberechtigte sind Vorbilder im Umgang mit Emotionen, Angst und Misserfolg. Kinder brauchen Raum, um solche wie auch weitere Fähigkeiten zu entwickeln.
Rollenklärung
Vielen Eltern/Erziehungsberechtigten ist gar nicht bewusst, dass sie die wichtigste Rolle von allen Betreuungspersonen haben. Sie sind diejenigen, die ihr Kind in den Arm nehmen. Sie dürfen es herzlich drücken und Ihrem Kind Geborgenheit und körperliche Nähe entgegenbringen. Eine Umarmung nach dem Spiel oder dem Wettkampf kann dem Kind dabei helfen, die eine oder andere schlechte Leistung zu verarbeiten. Die Aufgabe der Eltern ist es, ihr Kind unabhängig vom Erfolg emotional zu unterstützen. Es ist deshalb wichtig, dass sich Sporteltern-/erziehungsberechtigte über ihre Rolle Gedanken machen.
Unterschiedliche Rollen sind mit unterschiedlichen Aufgaben verbunden
Es hilft, wenn sich Eltern/Erziehungsberechtigte mit der Trainer*in oder den Sportverantwortlichen absprechen und die Zuständigkeiten genau klären. Es gibt alle möglichen Varianten der Aufgabenteilung und abhängig von der Sportart grosse Unterschiede. Die Trainer*in übernimmt vorwiegend alle sportspezifischen Aufgaben und bietet auch emotionale Unterstützung, die Eltern/Erziehungsberechtigten vor allem die emotionale und instrumentelle Unterstützung. Bei Engpässen der personellen Ressourcen kann es aber vorkommen, dass Eltern/Erziehungsberechtigte Teilaufgaben übernehmen. Zu Missverständnissen kommt es häufig, wenn unausgesprochene Erwartungen im Raum stehen oder Annahmen stillschweigend getroffen werden.
Auch wenn alle das Beste für das Kind wollen, können die Eltern/Erziehungsberechtigten gewisse Entscheidungen der Trainer*in manchmal nur schwer nachvollziehen. In diesen Situationen ist es wichtig, Konflikte nicht vor dem Kind auszutragen.
Einfluss von Eltern/Erziehungsberechtigten
Eltern/Erziehungsberechtigte können vieles zum Gelingen einer gesunden, nachhaltigen Entwicklung ihres Kindes beitragen. Sie können jedoch auch einiges zerstören. Mit unangemessenen Verhaltensweisen können sie die Sportkarriere ihrer Kinder negativ beeinflussen. Die folgende Auflistung kann bei der Klärung ihrer Rolle unterstützen.
Positiver Einfluss
- Spass und positive Erlebnisse fördern
- ein motivierendes Klima schaffen, in dem Einsatz und Fortschritt stärker gewichtet werden als Sieg und Niederlage (Resultate)
- dem Kind unabhängig von der Leistung Aufmerksamkeit und Zuneigung schenken
- in logistischen und finanziellen Belangen der Trainer*in unterstützend zur Seite stehen
- Perspektiven und Lebensgestaltung auch neben dem Sport aufzeigen
Negativer Einfluss
- sich übermässig identifizieren und engagieren
- kein Interesse sondern Desinteresse zeigen
- eigene Ambitionen in den Vordergrund stellen
- elterliche Unterstützung als persönliches Opfer darstellen
- kurzfristiges Denken sowie den Fokus auf Klassierung und Resultate richten statt auf nachhaltige Entwicklung
- unsportliches und respektloses Verhalten an Wettkämpfen
- Konkurrenzdenken gegenüber anderen Eltern und deren Kindern
- fehlender Respekt gegenüber Trainer*innen und Funktionär*innen
Aktives Zuhören/Emotionale Unterstützung
Die Eltern/Erziehungsberechtigte-Kind-Beziehung ist ein wichtiger Aspekt in der Entwicklung von jungen Menschen. Kinder möchten Feedback über ihr Verhalten bekommen. Eltern/Erziehungsberechtigte sind nicht Trainer*innen. Deshalb sollten diese Rückmeldungen nicht auf die sportliche Leistung, sondern höchstens auf das Verhalten bezogen sein. Also darauf, ob sich das Kind angestrengt und fair verhalten hat. Auf alle Fälle sollte das Kind emotional unterstützt werden. Folgende Punkte dienen als Orientierungshilfe:
- Beschreibungen statt Bewertungen. Rückmeldungen sollten sachlich geäussert werden.
- Ich-Botschaften für Beobachtungen und Eindrücke verwenden.
- Dem Kind unabhängig von der sportlichen Leistung Wertschätzung entgegenbringen.
- Konkret sein, so dass das Kind nachvollziehen kann, warum die Eltern/Erziehungsberechtigten stolz sind.
- Positiv bleiben und daran denken, dass es schwierig ist Kritik einzustecken.
- Dem Kind zuhören und Raum geben eigene Eindrücke zu schildern.
- Das Kind bei Bedarf trösten und Unterstützung bieten.
Bedeutung des Umfelds (z.B. Geschwister)
Die familiäre Atmosphäre beeinflusst die Leistungsentwicklung der Kinder. Dazu zählen auch die Geschwister und enge Freund*innen der Nachwuchsathlet*innen. Sowohl Eltern/Erziehungsberechtigte, als auch andere Familienmitglieder/Geschwister leisten einen zentralen Beitrag zum Gelingen der Sportkarriere von leistungssporttreibenden Kindern. Es gilt diesen Beitrag stets gebührend zu würdigen. Den Bedürfnissen aller Familienmitglieder gerecht zu werden, ist ein Balanceakt. Alles unter einen Hut zu bringen und bei der Begleitung und Betreuung der Kinder eine Balance zu finden, kann auch herausfordernd sein. Von den Geschwistern wird Flexibilität und Verständnis erwartet. Diesem Umstand ist aktiv Rechnung zu tragen. Es empfiehlt sich, die Situation mit allen Beteiligten offen zu besprechen, um den Bedürfnissen aller Familienmitglieder bestmöglich gerecht zu werden.
Kritische Übergänge/Sensible Phasen
Übergangsphasen wie Schulwechsel, neue Betreuungs- und Trainingsumfelder, wechselnde Bezugspersonen, oder körperliche wie psychologische Veränderungen sind sogenannte «kritische Übergänge». Kinder bzw. Jugendliche verlassen ihre Komfort- und Sicherheitszone und nehmen eine neue Herausforderung an. Wenn diese Übergänge nicht vorbereitet und begleitet werden, können daraus Krisen entstehen. Eltern/Erziehungsberechtigte und weitere systemrelevante Personen geben dem Kind/Jugendlichen in diesen heiklen Phasen Unterstützung. Durch ihren Schutz unterstützen sie diese dabei, geeignete Lösungen zu suchen, zu finden und sich an die veränderte Situation anzupassen.
Tipps für Eltern
Eltern/Erziehungsberechtigte nehmen in der Nachwuchssportförderung eine zentrale Rolle ein. Sie unterstützen das Kind beim Einstieg in den Sport, übernehmen eine Vorbildfunktion und beeinflussen es als engste Bezugspersonen auf seinem sportlichen Weg. Ohne grosses Engagement Ihrerseits ist eine sportliche Karriere für das Kind kaum möglich.
- Sorgen Sie für ein gutes Umfeld, indem Sie die Selbständigkeit Ihres Kindes fordern und fördern.
- Betrachten Sie Erfolge als Geschenk und bauen Sie keine belastenden Erwartungen auf.
- Machen Sie die sportliche Karriere Ihres Kindes nicht zu Ihrem eigenen Projekt.
- Loben Sie das Verhalten des Kindes und nicht das Resultat.
- Bleiben Sie insbesondere nach Niederlagen bewusst positiv und aufmunternd.
- Fördern Sie Respekt und Fair Play und leben Sie es vor.
- Nehmen Sie die Leistung Ihres Kindes wahr und vergleichen Sie es nicht mit den anderen Kindern.
- Sportliche Defizite zu erkennen ist Aufgabe der Trainer*in.
- Gönnen Sie Ihrem Kind Erholung.
- Glorifizieren Sie keine Siege und dramatisieren Sie Niederlagen nicht.
- Intervenieren Sie während eines Wettkampfs nicht mit Coachingtipps.
- Wirken Sie positiv auf Ihr Kind – auch in Stresssituationen im Wettkampf.
- Seien Sie sich der «kritischen Übergänge» bewusst und bieten Sie Ihrem Kind Unterstützung an.
- Beziehen Sie die ganze Familie in die Planung ein und vermeiden Sie, dass es durch ein Ungleichgewicht in der Betreuung Ihrer Kinder zu Spannungen kommt
Folgende Bücher und Beispiele liefern weitere hilfreiche Informationen
- «Familienratgeber Sport – ein Buch für Eltern von Sportverrückten und Sportmuffeln» von Anna Sax, Atlantis Verlag
- Erlebnis vor Ergebnis, Kampagne von Swiss Olympic zu fairen Eltern am Spielfeldrand
Beispiel des Schweizerischen Fussballverbandes SFV - «Kinder und Jugendliche im Leistungssport – eine Herausforderung für Eltern und Trainer», ein pädagogisch-psychologischer Leitfaden von Martin K. W. Schweer, Peter Lang GmbH
- Broschüre «Beste Golf-Eltern», Golfsuisse
- Positive Coaching Alliance, Parent/Coach Conflict
- The Ultimate Sports Parent
- Sportlereltern: Lernerfolge begleiten ohne Druck
Umfeldmanagement
Erfolge im Spitzensport sind ohne eine langjährige Leistungsentwicklung mit hohem zeitlichem Aufwand in Training und Wettkampf - und dies bereits im Nachwuchsbereich - nicht möglich. Erfolgreich sein, also die optimale sportliche Leistung erbringen zu können, ist immer auch von der aktuellen Lebenssituation abhängig und bedingt ein positives Umfeld, welches die Erreichung der Ziele unterstützt, den Rücken freihält und auch mal den Weg weist.
Was bedeutet Umfeldmanagement?
Mit «Umfeld» sind alle Bereiche, Aspekte und Faktoren gemeint, welche die Nachwuchsathlet*innen und das Leben als Sportler*innen beeinflussen und determinieren. Insbesondere ein intaktes, privates Umfeld bietet die nötige Stabilität, Sicherheit, Verlässlichkeit und Ruhe. Familie, Partner, Freunde und Bekannte spielen eine ganz wichtige Rolle. Denn es sind die vielen unterschiedlichen Einflüsse, Erwartungen, Ansprüche, Forderungen und Rückmeldungen aus dem Umfeld, welche die Persönlichkeit des Menschen formen. Der Begriff «Management» beschreibt dazu die Prozesse, welche die Nachwuchsathlet*innen auf ihr sportliches und auch berufliches Ziel hinführen und begleiten.
«Umfeldmanagement» heisst in diesem Zusammenhang also die optimale Abstimmung des sportlichen Engagements sowie der Bildungs- und Berufskarriere mit dem sozialen Umfeld. Dabei die richtige Balance zu finden ist eine Herausforderung. Hilfreich sind dabei Ressourcengeber, die positive Energie verleihen, den Sachverhalt näher anschauen und bei der Planung, Organisation und Umsetzung unterstützen.
Ein effizientes Umfeldmanagement schafft die notwendigen Voraussetzungen für die bestmögliche Entwicklung junger Athlet*innen, sowohl in sportlicher und beruflicher als auch in sozialer und persönlicher Hinsicht. Die gezielte Förderung sowie eine ganzheitliche, umsichtige Betreuung und Begleitung erhöhen die Chancen, dass die Talente ihr Potential ausschöpfen können.
Umfeldmanagement als systemische Beratung
Ein enges Zusammenspiel von Nachwuchsathlet*in, Eltern/Erziehungsberechtigten, Trainer*innen, Verband/Verein sowie Ausbildungsstätte, in der Begleitung der Talente ist extrem wichtig. Ergänzend sind zudem auch Sportärzt*innen, Sportphysiotherapeut*innen, Sportpsycholog*innen und Sporternährungsberater*innen im System beizuziehen. Gemeinsam sollen für die jungen Athlet*innen möglichst ideale Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Es gilt gut abzuwägen, inwiefern gezielte Betreuungsmassnahmen für spezifische Bedürfnisse der Nachwuchsathlet*innen organisiert werden müssen.
Folgende Themen stehen dabei auf verschiedenen Entwicklungsebenen im Fokus:
- Athletische Ebene: Gesundheit, Verletzungen, Prävention, Rehabilitation, Leistung
- Psychologische Ebene: Belastungen, Erfolg und Misserfolg, Wohlbefinden / mentale Gesundheit, Lebenszufriedenheit, mentales Training
- Psychosoziale Ebene: Hohe zeitliche Eingebundenheit, häufiger Ortswechsel
(Wegstrecken/Reisezeiten: Schule/Ausbildung/Arbeit und Training, Wettkampf und Wohnort), familiäres Umfeld, Freizeit mit Gleichaltrigen, tragfähige Beziehungen ausserhalb des Sportes - Schulische, berufliche Ebene: Vereinbarkeit, Berufserfahrung, persönliche Interessen
- Finanzielle Ebene: Abhängigkeit, Sponsoring, Unterstützung
Wer sportlichen Erfolg vehement verfolgt, begibt sich auf einen anspruchsvollen Weg, der viele Ressourcen beansprucht. Auf diesem Weg stehen die persönliche Entwicklung sowie das physische und psychische Wohlergehen der jungen Athlet*innen immer im Zentrum.
Tipps für Eltern/Erziehungsberechtigte
- Unterstützen Sie Ihr Kind als Eltern/Erziehungsberechtigte in den Bereichen, in denen Sie als wichtigste Bezugspersonen verantwortlich sind: als Vater und Mutter Ihres Kindes.
- Identifizieren Sie Bereiche, die neben dem Sport Zeit in Anspruch nehmen. Organisieren Sie die nötige Unterstützung.
- Eine (Leistungs-)Sportkarriere ist befristet und kann abrupt enden. Bereiten Sie die Zeit nach dem Leistungssport mit ihrem Kind vor (Planung und Umsetzung von beruflicher Ausrichtung, Berufserfahrung, Plan B) oder unterstützen Sie Ihre erwachsene Tochter/Ihren erwachsenen Sohn in der Vorbereitung/im Übergang in die Zeit nach dem Leistungs- bzw. Spitzensport.
- Informieren Sie sich über bestehende Betreuungsangebote, um Ihr Kind entsprechend seinen Bedürfnissen unterstützen zu können. Trainer*innen sind nicht in erster Linie und alleine für das Umfeldmanagement der jungen Athlet*innen verantwortlich.
Folgende Institutionen liefern weitere hilfreiche Informationen
- Sporternährung: Swiss Sport Nutrition Society (SSNS)
- Sportpsychologie: Swiss Association of Sport Psychology (SASP)
- Sportphysiotherapie: Schweizer Verband für Sportphysiotherapie (SVSP)
- Sportmedizin: Medizinische Institutionen Swiss Olympic
- Anti-Doping / Ethik im Sport: Swiss Sport Integrity
Soziale Medien
Die meisten Schweizer Jugendlichen haben ein Profil in mindestens einem sozialen Netzwerk. Für Nachwuchsathlet*innen ist es selbstverständlich, Instagram, Facebook, Snapchat, WhatsApp und andere Plattformen für die Veröffentlichung ihrer sportlichen Aktivitäten zu nutzen. Gezielt eingesetzt kann der Auftritt in den Sozialen Medien wertvolle Chancen für die Karriere bieten. Ein Fehltritt kann hingegen auch negative Auswirkungen haben.
Chancen
Erfolgreiche Athlet*innen demonstrieren , wie soziale Medien gezielt eingesetzt werden können, um die eigene Karriere zu beflügeln. Auch für Nachwuchsathlet*innen bringt der Auftritt in den sozialen Medien viele Chancen.
- Verbinden: Mit Bildern, Videos und Nachrichten aus Trainings und von Wettkämpfen können Fans, Freunde und Familie über Aktivitäten auf dem Laufenden gehalten werden.
- Motivation: Über Kommentare und Nachrichten können befreundete Athlet*innen angefeuert und mit Bildern und Berichten zu Erfolgen auch andere zu guten Leistungen ermutigt werden. Umgekehrt schöpfen Athlet*innen selbst Motivation aus anspornenden Kommentaren von Fans und Freunden.
- Image: Mit dem Auftritt in den sozialen Medien können Sporttalente mitbestimmen, wie die Öffentlichkeit sie wahrnimmt. Positive Kommentare und ein kollegiales Verhalten gegenüber anderen Athlet*innen können beispielsweise ein positives Image mitprägen.
- Repräsentieren: Als «Botschafter*innen» können Athlet*innen über einen aktiven Auftritt in den sozialen Medien die Beliebtheit und Bekanntheit ihrer Sportart, ihres Teams oder ihres Kaders fördern.
- Sponsoren: Athlet*innen mit einem starken Auftritt und vielen Followern in den sozialen Medien sind aufgrund ihrer hohen Sichtbarkeit attraktiver für Sponsoren.
- Geld sparen: Da die beliebtesten sozialen Netzwerke kostenlos genutzt werden können, sind sie für Athlet*innen ein kostengünstiges Kommunikationsmittel.
Risiken
Der Auftritt von Nachwuchsathlet*innen in den sozialen Medien erweckt Aufmerksamkeit. Fehltritte werden wahrgenommen und können sich nicht nur unmittelbar, sondern auch zu einem späteren Zeitpunkt negativ auf die Karriere auswirken.
- Privates wird öffentlich: Über die sozialen Medien erreichen Inhalte rasch einen weiten Empfängerkreis und können auch in die Öffentlichkeit gelangen, obwohl sie für einen privaten Kreis gedacht waren. Unüberlegte Kommentare oder Bilder können dem eigenen Image im Team oder im Kader, bei den Fans oder in der Öffentlichkeit schaden und unter Umständen von der Trainer*in oder von den Sponsoren sanktioniert werden.
- Zeit: Beim Bearbeiten der Profile und beim Pflegen von Kontakten in den sozialen Netzwerken kann schnell die Zeit vergessen gehen. Das kann die Erholungs- oder Trainingszeit einschränken (siehe Bereich «Onlinesucht»).
- Bilder: Bestimmte Bilder können unpassend oder geschmacklos auf die Betrachter wirken, wie Abbildungen mit Zigaretten, Alkohol oder Drogen sowie freizügig oder erotisch wirkende Darstellungen. Der Besitz und die Verbreitung gewisser Inhalte ist explizit verboten (siehe Bereich «Soziale Medien und Recht»).
- Das Internet vergisst nie: Online geteilte Inhalte können jederzeit, auch zu ungünstigen Zeitpunkten oder in unpassenden Kontexten, wieder auftauchen. So können zum Beispiel Partybilder aus der Jugend nach dem Durchbruch zur Profisportler*in von den Medien aufgenommen werden.
Soziale Medien und Recht
Im Internet gelten grundsätzlich dieselben Gesetze wie in der analogen Welt. In Bezug auf Bilder und den sozialen Umgang ist in den sozialen Medien folgendes verboten:
- Hochladen (Upload, Filesharing) von urheberrechtlich geschützten Inhalten, wie Musikstücke oder Fernsehsendungen (Art. 10, 33, 36, 37 Urheberrechtsgesetz und verwandte Schutzrechte)
- Zugänglichmachen von Pornografie für Personen unter 16 Jahren (Art. 197 Schweizerisches Strafgesetzbuch StGB)
- Zeigen, Erwerb oder Besitz von verbotener Pornografie wie Pädophilie, Sodomie und Gewalt (Art. 197 StGB)
- Zeigen, Erwerb oder Besitz von grausamen Gewaltdarstellungen gegen Menschen und Tiere, wie Tötungs- und Folterdarstellungen (Art. 135 StGB)
- Typisches Verhalten bei Cybermobbing wie Beschimpfung, Verleumdung, Drohung oder Erpressung (Art. 156, 173, 174, 177, 180, 181 StGB)
Cybermobbing
Von Cybermobbing spricht man, wenn mehrere Täter*innen eine Person im Internet wiederholt angreifen, beleidigen, blossstellen oder bedrohen, zum Beispiel indem sie in den sozialen Medien Gerüchte über jemanden verbreiten, peinliche oder verfälschte Bilder der Person hochladen oder sie im Chat belästigen. Für betroffene Jugendliche gilt «Stop – Block – Tell» (nicht antworten – den Kontakt blockieren – sich an eine erwachsene Vertrauensperson wenden).
Eltern/Erziehungsberechtigten wird geraten, Beweise zu sichern (Printscreens von Posts, Chatverläufen und Benutzernamen) und gemeinsam mit der Lehrperson und/oder dem Schulsozialdienst bzw. mit der Trainer*in eine Lösung zu finden. Externe Hilfe finden Eltern(Erziehungsberechtigte bei kantonalen Jugendberatungs- oder Opferberatungsstellen (Adressen im Bereich «Tipps»).
Onlinesucht
Bei einer Onlinesucht wird die virtuelle Welt zum Lebensmittelpunkt. Betroffene Personen vernachlässigen Arbeit, Schule, Freund*innen, Hobbies, Schlaf und Training, um mehr Zeit im Internet zu verbringen. Sie verspüren ein starkes Bedürfnis, online zu sein, und reagieren gereizt und nervös, wenn sie das nicht können. Hinter übermässigem Internetkonsum verbergen sich oft psychische Probleme. Eine Onlinesucht kann zu sozialer Isolation führen, die Leistungen bei der Arbeit, in der Schule und im Sport beeinträchtigen und die körperliche Gesundheit schädigen. Um einer Abhängigkeit vorzubeugen, hilft es, die Zeit im Internet zu begrenzen. Bei einer Therapie geht es darum, den eigenen Umgang mit dem Internet zu verändern, Alternativen für die Freizeitgestaltung zu entwickeln und die Gründe der Sucht zu verstehen. Jugend- und Suchtberatungsstellen bieten Unterstützung (Adressen im Bereich «Tipps»).
Tipps für Eltern/Erziehungsberechtigte
Eltern/Erziehungsberechtigte können ihr Kind im Umgang mit den sozialen Medien unterstützen, indem sie die Plattformen und deren Chancen und Risiken kennen und einen offenen, wohlwollenden Austausch mit Ihrem Kind pflegen.
- Um Ihr Kind beim Umgang mit den sozialen Medien aktiv begleiten zu können, lohnt es sich, die Plattformen selbst zu kennen und über die Chancen und Risiken für junge Athlet*innen informiert zu sein.
- Thematisieren Sie den Gebrauch von sozialen Medien im Gespräch mit Ihrem Kind, ohne jedoch ihr Profil und ihr Verhalten zu überwachen. Ein offener, interessierter Umgang schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre und signalisiert, dass Ihr Kind auch Probleme ansprechen darf.
- Setzen Sie die sozialen Medien selber bewusst und vorbildlich ein. Holen Sie zum Beispiel vor dem Veröffentlichen von Bildern Ihres Kindes oder anderer Jugendlicher ihr Einverständnis ein.
- Treffen Sie mit Ihrem Kind Vereinbarungen zum Gebrauch von (sozialen) Medien wie zum Beispiel: Kein Internet nach 22 Uhr und vor Wettkämpfen.
- Achten Sie auf Signale und suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Kind. Ziehen Sie gegebenenfalls die Trainer*in bei und nehmen Sie Beratungsangebote wahr.
Folgende Institutionen und Unterlagen liefern weitere hilfreiche Informatione
- Social Media Guide von Swiss Olympic für junge Athlet*innen mit Zusatzteil für Trainer*innen und Leitende
- Treffpunkt für Eltern zum Thema Medienkompetenz, Swisscom
- Plattform der Schweizerischen Kriminalprävention für Jugendliche und Eltern mit Informationen zum sicheren Umgang mit dem Internet und mehr
- Nationales Programm zur Förderung von Medienkompetenz unter Jugendlichen, Jugend und Medien
- Umfassende Infos und Angebote zum Umgang mit dem Internet im Auftrag der EU-Kommission
- Verzeichnis der Beratungsstellen für Jugendliche und Eltern
- Sicherheit und Medienkompetenz
- Internetplattform für Jugendliche mit informativen Texten, Spielen und Tests zu Gesundheitsfragen und Alltagsthemen
- Informationsangebot zu Themen rund um das Internet