Projekt «Ethik im Schweizer Sport» Jan 2023 - Dez 2024
Das Projekt «Ethik im Schweizer Sport» verfolgte das Ziel, ethische Grundsätze im Schweizer Sportsystem zu stärken und verbindlicher zu verankern. Die zweite Projektphase, von Januar 2023 bis Dezember 2024, konzentrierte sich insbesondere auf die Prävention, um wertvolle Sporterlebnisse zu schaffen und Ethikverstösse und Missstände schon im Vorfeld zu verhindern. Mit diesem Fokus wurde ein gemeinsames Systemverständnis für wertvollen Schweizer Sport geschaffen.
Der Schweizer Sport ist dann wertvoll, wenn die Würde der Menschen im Sport gewahrt wird, im Training und Wettkampf die faire sportliche Leistung im Zentrum steht sowie die Umwelt und die Grundsätze von Good Governance in Sportorganisationen respektiert werden.
Zwischenbericht per Ende 2023
Erfolgreicher Start der Erstmassnahmen und kontinuierliche Weiterentwicklung und Implementierung weiterer Massnahmen im Jahr 2024.
Grundlagenbericht
Phase 1: November 2021 bis Januar 2023
Das Ziel der ersten Phase war es, im Schweizer Sport ein gemeinsames Ethik-Verständnis zu schaffen. Daraus entstanden ist der Grundlagenbericht «Ethisches Verhalten im Schweizer Sport – Grundlagen für ein gemeinsames Verständnis».
Unter der Leitung von Swiss Olympic und in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sport BASPO sowie den Sportverbänden, Kantonen (insbesondere mit Sportämtern) und weiteren Akteur*innen wurden zahlreiche Massnahmen entwickelt und umgesetzt.
Die Projektergebnisse sind unter den nachfolgenden Themen verlinkt.
Anamnese & Innovation
Die Arbeitsgruppe Anamnese & Innovation widmete sich der regelmässigen Erhebung der Befindlichkeit aller Akteur*innen im Schweizer Sport und der Messung der Wirksamkeit von ethischen Massnahmen. Der Fokus lag bei der Entwicklung von Erhebungsmethoden, die über reine Perzeptionsstudien hinausgehen. Durch die wiederholte Durchführung und die Integration mit anderen Erhebungen soll eine umfassende Datenerhebung möglich sein. Die Erstellung einer Bestandsaufnahme von Fragetools rund um Swiss Olympic und die Entwicklung von Ethikindikatoren standen im Zentrum der Arbeitsgruppe.
Hauptergebnisse:
- Manual für die Realisierung der Ethik Anamnese 2025-2040 (inkl. Konzept; Indikatoren; Erhebungstools; Zeitplan; Zuständigkeiten; Veröffentlichung & Nutzung der Daten);
- Auftrag für Pre-Tests und Erhebungen mit Card-Holder Athlet*innen (Q1+2/2025) und Berufstrainer*innen (Q3+4/2025).
Athlet*innen
Die Arbeitsgruppe wurde direkt in die laufenden Arbeiten des Swiss Olympic Athlete Hubs integriert. Das Team rund um den Athlete Hub beabsichtigte, die Rolle und Beteiligung von Athlet*innen im Sport auf operativer und strategischer Ebene zu stärken. Sie arbeiteten aktiv daran, sicherzustellen, dass Athlet*innen eine präsente Rolle in Entscheidungsprozessen einnehmen und ihre Perspektiven gehört werden.
Zwischenergebnis:
- TEM-Weg angelehntes Curriculum, das Informationen / DL zum «richtigen» Zeitpunkt mit den Athlet*innen teilt;
- Athlet*innen Mitspracherecht in Verbänden: Branchenstandard: Mitbestimmung;
- Entwicklung eines wertschätzenden Dropout- wie auch Transferkonzepts (in neue Sportart, in die Wirtschaft oder in die Trainer*innen- / Funktionär*innentätigkeit) für Athlet*innen.
Weiter zum Athlete-Hub
Aus- und Weiterbildung
Die Arbeitsgruppe Aus- und Weiterbildung konzentrierte sich auf «Sensibilisierung-Bildung-Mentoring», mit dem Ziel, alle Akteur*innen im Sport mit den relevanten Kompetenzen für eine ethische Haltung/Führung auszustatten. Die Verantwortlichen der relevanten Ausbildungsgefässe wurden von Beginn an in die Arbeiten eingebunden, mit der Absicht, Kohärenz und eine gezielte Positionierung der Inhalte in den Ausbildungsgefässen sicherzustellen. Die Lehrmodule wurden stufen- und zielgruppengerecht gestaltet, sodass sichergestellt wird, dass alle Beteiligten die erforderlichen Fähigkeiten und das Verständnis entwickeln, um ethisch verantwortungsvolle Entscheidungen im Sport zu treffen.
Hauptergebnisse:
- Ethik Schulungsagenda mit Ethikkompetenzen zu Wissen, Haltung und Können und deren «Herleitung der Kompetenzaspekte Wissen, Haltung, Können in Bezug auf Ethik»;
- Pädagogischer Leitfaden für die Entwicklung von Schulungen in DE, FR und IT: «Ethikbildung im Schweizer Sport: Ein pädagogischer Leitfaden mit Hilfestellung des Swiss Olympic Ethik-Kompasses»;
- Ethik Schulungsmaterialien in DE, FR und IT (Situationsbeispiele mit orange/roter Färbung und präventiven, ethischen und juristischen Überlegungen; Vorlage Schulungs-PPT; animierte SketchNotes). Die Unterlagen sind bei mobilesport.ch aufgeschaltet.
Branchenstandard
Der Branchenstandard soll sicherstellen, dass die Prinzipien der Good Governance in den Grundlagen und Strukturen von Swiss Olympic, den Sportverbänden, Sportvereinen und Sportorganisatoren verankert werden. Die verbandsrechtliche Übernahme der im Branchenstandard zusammengetragenen Aspekte sollte durch die Sportförderungsverordnung oder andere geltende Reglemente gewährleistet werden.
Hauptergebnisse:
- Branchenstandard; Anforderungen und Empfehlungen an den Schweizer Sport;
- Checklisten für Verbände 1-3, weitere Verbände, Vereine und Sportorganisationen, Veranstalter*innen mit Bundesbeiträgen/Veranstalter*innen gross;
- Mustervorlagen statutarische Verankerungen von Anforderungen aus dem «Branchenstandard des Schweizer Sports» für Verbände und Vereine.
Aktuelle Dokumente zum Branchenstandard von Swiss Olympic: Branchenstandard
Controlling
Diese Arbeitsgruppe hatte den Auftrag, effiziente Planungs-, Steuerungs- und Kontrollprozesse zu entwickeln, um die Einhaltung ethischer Handlungsgrundsätze in den Sportverbänden zu gewährleisten. Der Prozess des Controllings sollte mit Erstellung spezifischer Ethik Indikatoren, welche aus dem Branchenstandard und dem Verbandsfördermodell entstehen, in das System implementiert werden. Die Bausteine dieses Prozesses umfassen die Definition von Indikatoren zur Messung der Einhaltung ethischer Standards, die Festlegung klarer Prozesse zur Umsetzung und Überwachung dieser Standards sowie die Entwicklung eines Tools zur Unterstützung dieser Prozesse. Die Arbeitsgruppe Controlling wurde in das laufende Projekt «Verbandsportal» integriert und weitergeführt.
Zwischenergebnisse:
- Kick-Off Projekt «Verbandsportal»;
- Definition von Ethik-Kriterien (vgl. AG Anamnese, AG Verbandsfördermodell sowie Tool «Ethik-Check»).
Ethik-Check
Der Ethik-Check hilft Sportorganisationen bei der Analyse ihrer Prozesse und Strukturen und zeigt, wo und wie sie sich entwickeln können.
Ethik-Check starten: swissolympic.ch/ethik-check
Ethik-Kompass
Der Swiss Olympic Ethik-Kompass ist Orientierungshilfe, Handlungs-Wegweiser und Sensibilisierungstool und schützt die Würde der Menschen im Schweizer Sport. Er ermutigt zu ethischem Handeln und verbessert so die Qualität im Sport.
Jetzt kennenlernen: swissolympic.ch/ethik-kompass
Ethik-Statut / Meldestelle
Die AG Ethik-Statut / Meldestelle hatte den Auftrag, das Melde- und Untersuchungswesen im Schweizer Sport weiterzuentwickeln, damit es die qualitativen und quantitativen Anforderungen bewältigen kann. Das Ziel war es, dass das Angebot allen Personen im Sport bekannt ist und von allen genutzt werden kann.
Hauptergebnisse:
- Revidiertes Ethik-Statut des Schweizer Sports – Gültig ab 1. Januar 2025;
- Wegleitung zu Art. 4.3 Ethik-Statut «Meldepflicht».
Erziehungsberechtigte
Der Auftrag der Arbeitsgruppe war es, die Erziehungsberechtigten besser in das Sportsystem einzubinden. Durch die Entwicklung und Weiterentwicklung bestehender Tools von Swiss Olympic verbesserte die Arbeitsgruppe die Möglichkeiten für eine effektive Zusammenarbeit und Unterstützung zwischen Eltern und Swiss Olympic. Die Einbindung der Erziehungsberechtigten ist entscheidend, um sicherzustellen, dass das Sportsystem die ganzheitliche Entwicklung ihrer Kinder angemessen unterstützt.
Hauptergebnisse:
Integritätscheck
Die Arbeitsgruppe sollte dazu beitragen, dass bei der Besetzung von neuen Positionen im Schweizer Sportsystem deren Integrität gewährleistet werden kann. Darüber hinaus sollen die Massnahmen die effektive Durchsetzung von Sanktionen durch die Stiftung Schweizer Sportgericht stützen.
Hauptergebnisse:
- Merkblatt für Verbände/Vereine Integritätscheck – Massnahmen zur Überprüfung von neuen Kandidat*innen;
- Swiss Olympic interne Implementierung Anstellungsprozesse und Verankerung Sonderprivatauszug/Strafregisterauszug.
Stiftung Schweizer Sportgericht: Öffentliche Entscheide «Webcheck»
Medical
Diese Arbeitsgruppe hatte den Auftrag, die Rolle und Beteiligung der medizinischen Betreuungspersonen im Sport, sowohl auf operativer als auch auf strategischer Ebene zu stärken. Durch punktuelle Massnahmen wurde dazu beigetragen, dass Fachpersonen im ernährungsbezogenen, medizinischen, physiotherapeutischen, und sportpsychologischen Bereich eine aktivere Rolle im Sport einnehmen und auf allen Ebenen angemessen vertreten sind.
Hauptergebnisse:
- Revision und Erarbeitung SOA-Anforderungsprofile für medizinisches Personal;
- Empfehlungsdokument mit Einschätzungen und Grundsätzen für die Überarbeitung des «Konzept Sportmed Swiss Olympic: Handlungsfelder und Massnahmen 2019-2022».
Rollenklärung und Prävention
Die Arbeitsgruppe wollte die Aufgaben und Rollen der relevanten Stakeholder (BASPO, SOA, SSI, Kantone, Verbände) für einen wertvollen Schweiz Sport analysieren und wo nötig schärfen und klären. Zudem sollte eine Überarbeitung der Ethik-Charta vorgenommen werden.
Stiftung Schweizer Sportgericht
Die Arbeitsgruppe hatte den Auftrag, die Effizienz und Governance der bisherigen Sanktionsinstanz (bis Mitte 2024 Disziplinarkammer des Schweizer Sports) zu analysieren und zu optimieren. Die Arbeitsgruppe begleitete den Prozess vom Konzeptentwurf, über die Erarbeitung und Vernehmlassung der Statuten, des Wahlprozesses des Stiftungsrates, der Vorbereitung der Gründung der Stiftung und bis hin zur operativen Inbetriebnahme der Stiftung Schweizer Sportgericht auf den 1. Juli 2024.
Hauptergebnisse:
- Offizielle Aufnahme der Tätigkeiten Stiftung Schweizer Sportgericht.
Swiss Olympic intern
Das Verständnis und die praktische Umsetzung ethischer Handlungsgrundsätze sollten in den Prozessen und Strukturen von Swiss Olympic verankert werden. Durch gezielte Schulungen und Sensibilisierungsmassnahmen für Mitarbeitende sollte eine interne Analyse möglicher Graubereiche ermöglicht werden. Letztlich evaluierte die Arbeitsgruppe die Swiss Olympic Reglemente, Konzepte und Prozesse, um Ethik als Querschnittsthema langfristig zu verankern.
Hauptergebnisse:
- Modul Ethik für SOA Mitarbeitende/Ethikbeauftragte in Verbänden und Ansprechpersonen «Prävention» in Vereinen;
- Revision und Abstimmung SOA-Anforderungsprofile (BS; LS; NW; Laufbahnberater*in für Trainer*innen);
- Verankerung von Ethik im Anstellungsprozess von Swiss Olympic.
Talentförderung
Das Ziel war es, das Fördersystem zu optimieren, um einen würdevollen Sport und eine ganzheitliche Entwicklung der Athlet*innen sicherstellen zu können. Im Fokus stand dabei das Talentidentifikation- und selektionsystem PISTE, das Projekt «Smart Competitions» und das Talent Card-System.
Hauptergebnisse:
- Wissenschaftlichers State-of-the-Art zu Talentförderung in der Form von 4 Podcasts DE und FR inkl. Thematisierung der Nachwuchsförderung an den NW-Foren 2023 und 2024;
- Empfehlungsdokument mit Einschätzungen und Grundsätzen für die Überarbeitung der FTEM Schweiz-Broschüre;
- Weiterentwicklung Smart Competitions.
Trainer*innen
Die Trainer*innen sollten in ihrer Rolle gestärkt werden: durch erhöhte Partizipation sollten sie sowohl auf operativer als auch strategischer Ebene besser im Sportsystem Schweiz integriert werden. Die Implementierung erfolgte durch bestehende und neu entstehende Gefässe für Trainer*innen. Fokusthemen waren die Etablierung einer SOA Coaches Commission, des Trainer*innen-Parlaments von Swiss Olympic mit Vertreter*innen aller Mitgliedverbände sowie die Erstellung eines Tools rund um das Thema Risikomanagement.
Zwischenergebnisse:
- Durchführung erstes Trainer*innen-Parlament im Juli 2024;
- Verankerung Mitbestimmung von Trainer*innen in den strategischen Leitungsorganen von Swiss Olympic (Swiss Olympic Coaches Commission) / Erstellung statutarische Voraussetzung (vom Trainer*innen-Parlament bereits verabschiedet);
- Verankerung Mitbestimmung von Trainer*innen in nat. Sportverbänden (Trainer*innen-Räte in den Verbänden, Trainer*innen-Kommission) – Branchenstandard empfehlend;
- Fachliche Überlegungen zum Risikomanagement integriert im Ethikkompass.
Verbandsförderung
Die AG Verbandsförderung hatte zum Ziel, die finanzielle Unterstützung des Sports durch geeignete Ethik-Kriterien und Anforderungen so zu gestalten, dass ethisch vorbildliches Verhalten sichergestellt wird. Die Arbeitsgruppe analysierte, optimierte und revidierte das bestehende Verbandsfördermodell sowie dessen Einstufungskriterien. Die Arbeitsgruppe strebt an, die Verbandsförderung zu optimieren, indem sie ein Fördersystem entwickelt, das auf klaren ethischen Werten basiert. Ihr Ziel war, ein Fördermodell zu schaffen, das die Verteilung von Geldern unter Berücksichtigung ethischer Prinzipien ermöglicht, um eine gerechtere und transparentere Unterstützung für die Verbände zu gewährleisten.
Zwischenergebnisse:
- Grobmodell verabschiedet;
- Laufende Vernehmlassung (Dezember 2024 – Februar 2025) zur zukünftigen Verbandsförderung.
Aktuelle Dokumente zum Swiss Olympic Verbandsförderung: Swiss Olympic - Verbandsförderung
Verbandssupport
Der Verbandssupport hatte den Auftrag, die Verbände in der Bearbeitung von Ethikthemen zu stärken. Dabei spielt die Funktion der/des Ethikbeauftragten in den Sportverbänden eine zentrale Rolle. Diverse Hilfestellungen für die Rolle der Ethikbeauftragten sollten einen Rahmen bieten, um klare Richtlinien und Profile für diese Positionen festzulegen.
Hauptergebnisse:
- Anforderungsprofil und Leitfaden für Ethikbeauftragte in Verbänden;
- Curriculum für 2 Tage Grundschulungen Ethikbeauftragte in Verbänden für SOA.
Vereinssupport
Wie die Verbände sind auch die Vereine gefordert, ethische Aspekte in ihren Prozessen und Strukturen zu verankern und vorzuleben. Für die Vereine sind dazu Unterstützungsangebote und Strukturen dazu notwendig. Ziel der AG war es, sinnvolle und langfristig finanzierbare Unterstützungsformen für die Vereine zu entwickeln.
Für Vereinssupport im Bereich Ethik fehlt es im Schweizer Sportsystem an regionalen und nationalen Ressourcen und Strukturen. Um die politische Lobbyarbeit zur Schaffung dieser Ressourcen zu erleichtern, wurde in der AG Vereinssupport ein Positionspapier für die Etablierung von (Ethik-)multiplikator*innen für Vereinssupport ausgearbeitet. Ethik ist darin Teil einer ganzheitlichen Organisationsentwicklung auf Vereinsebene.
Zudem wurde eine Projektskizze für ein nationales Vereinsentwicklungs- und Labelprogramm erarbeitet, welches die Arbeitsteilung von Bund, Kantonen und privatrechtlichem Sport hin zu mehr Vereinsentwicklung aufzeigt und eine entsprechende Weiche im Sport stellen möchten. Die Erreichung der 20’000 Vereine im Schweizer Sports bedingt die Kooperation der öffentlichen Hand auf allen Ebenen (Gemeinden, Kantone und Bund) sowie der Verbände. Die Programmskizze für wertebasierte Vereinsentwicklung zeigt die Rolle der massgebenden Akteur*innen darin auf. Die Verbände tragen darin die Hauptverantwortung für den Support ihrer Mitglieder in der Vereinsentwicklung.
Hauptergebnisse:
- Programmskizze für ein nationales Vereinsentwicklungs- und Labelprogramm;
- Positionspapier Vereinssupport.