Training und Wettkampf
Durch eine optimale Trainings- und Wettkampfplanung sollen die Ziele an Wettkämpfen erreicht werden. Unter Berücksichtigung der Trainingssteuerung und Regeneration streben Trainer*innen eine optimale Leistungsentwicklung je nach aktuellem Trainingsstand ihrer Nachwuchsathlet*innen an.
Trainingssteuerung
Nachwuchsathlet*innen trainieren je nach Sportart und Trainingsalter schon ab etwa zwölf Jahren zwischen 10 und 25 Stunden wöchentlich. Damit die Eltern/Erziehungsberechtigten allgemeine Trainingsprozesse und -wirkungen nachvollziehen und verstehen können, ist es nützlich, die wichtigsten Aspekte der Trainingswissenschaft zu kennen. Die zum Einsatz kommenden Trainingsmassnahmen unterscheiden sich in den verschiedenen Sportarten jedoch erheblich.
Jede sportliche Leistung erfordert den koordinierten Einsatz sowohl aus physischen (körperlichen) als auch aus psychischen (geistigen) Komponenten und hat entweder energetischen Charakter (Energiespeicher und -fluss) oder einen Steuerungsakzent (Prozesse in Gehirn und Zentralnervensystem).
Leistungen im Training und im Wettkampf werden durch eine Vielzahl von endogenen (inneren) und exogenen (äusseren) Faktoren beeinflusst. Primär können nur die endogenen Komponenten in unterschiedlichem Mass durch das Training beeinflusst werden.
Exogene Faktoren
Wettkampforganisation, Zuschauer, Betreuende/Funktionsträger*innen, Gegner*innen/Konkurrenz, Medien/Presse, Klima/Witterung, Soziales Umfeld, Ausrüstung/Material, Wettkampfanlagen, Trainer*innen
Endogene Faktoren
Anlagen (Belastungstoleranz und Adaptionspotenzial), Konstitution und Gesundheit, Psychophysische Leistungsbereitschaft, Konditionelle Fähigkeiten (Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit), Koordinative Fähigkeiten und technische Fertigkeiten, intellektuell-kognitive Fähigkeiten, Ernährung
Jeder Mensch reagiert individuell auf Trainingsreize. Die Gesamtbelastung des Trainings oder einer Trainingsperiode hängt im Wesentlichen von folgenden Parametern ab:
- Trainingshäufigkeit: Anzahl Trainingseinheiten pro Woche (Mikrozyklus)
- Belastungsdichte: Verhältnis zwischen Belastungszeit und Erholungszeit innerhalb einer Trainingseinheit
- Belastungsumfang: Gesamtmenge der Belastungsreize in einer Trainingseinheit
- Belastungsintensität: Stärke des Trainingsreizes, Grad der Anstrengung und Qualität der Ausführung
Trainings von zu geringer Intensität oder zu geringem Umfang lösen keine Anpassungen aus, so dass es zu einer Leistungsstagnation oder gar zu einem Verlust an Leistungsfähigkeit und Belastungstoleranz kommen kann. Zu intensive Trainingsreize oder zu hoher Trainingsumfang können kontraproduktiv sein und zu Übertrainingssymptomen und Überlastungsbeschwerden führen.
Je grösser die Trainingsintensität, desto grösser muss die Erholungszeit und desto kleiner der Trainingsumfang sein.

Der menschliche Körper mit seinen Organen (Muskeln, Herz etc.) kann sich im Rahmen der genetisch festgelegten Grenze den Anforderungen durch Trainingsreize und Umwelt anpassen.
Prinzip der Superkompensation
Zwischen der Belastungsanforderung und dem Leistungsniveau des Körpers besteht ein dynamisches Gleichgewicht, eine sogenannte Homöostase. Durch Belastungsreize ausgelöste Anpassungsprozesse verbessern das Leistungsniveau über das Ausgangsniveau hinaus. Dieser Vorgang heisst Superkompensation. Die Superkompensationseffekte bilden sich nach kurzer Zeit zurück. Um eine bestimmte Leistungsfähigkeit zu erhalten oder gar eine Leistungsverbesserung zu erzielen, müssen die Trainingsreize deshalb regelmässig wiederholt werden. Anpassungsprozesse in der Superkompensationsphase sind Grundlage für Funktions- und Leistungssteigerungen.

Übertraining ist ein krankhaftes Auftreten von Symptomen, die auf eine systematische Erschöpfung zurückzuführen sind (vergleichbar mit einem Burnout-Syndrom). Dies hat eine massive Trainingsreduktion von einigen Wochen und einen gravierenden Einschnitt in die Wettkampfplanung zur Folge. Mögliche Anzeichen für ein drohendes Übertraining können allgemeine Trainingsmüdigkeit, Gefühlsschwankungen, Schlafprobleme, Appetitlosigkeit oder Schwankungen des Körpergewichts sein.

Die Wirkungen des Trainings sind auch vom bisher erreichten Trainingszustand abhängig. Je mehr das Anpassungspotenzial ausgeschöpft ist und je näher Athlet*innen an die genetisch festgelegte Leistungsgrenze kommen, desto schwieriger wird es, Leistungssteigerungen zu bewirken. Hochtrainierte steigern sich nur noch, wenn sie regelmässig ihr Leistungspotenzial ausschöpfen. Damit findet die Leistungssteigerung in kleineren Schritten statt. Spezifischere Trainingsmethoden und Trainingsschwerpunkte auf bestimmte Teilkomponenten des sportartspezifischen Anforderungsprofils kommen vermehrt zur Anwendung.
Das Training wird von der Trainer*in gesteuert. Trainings im Nachwuchsleistungssport unterscheiden sich von Spitzensporttrainings, indem sie dem Alter angepasst werden. Ihnen als Eltern/Erziehungsberechtigte sollte bewusst sein, dass mit zunehmendem (Trainings-)Alter der Trainingsumfang kontinuierlich gesteigert werden muss. Es gilt in vielen Sportarten die Faustregel, dass mindestens 10 000 Trainingsstunden erforderlich sind, um das Niveau der Weltspitze erreichen zu können.
- Im Nachwuchsleistungssport muss das Training im Alter zwischen 12 und 18 Jahren (für einige Sportarten schon früher) intensiviert werden, da sonst keine Leistungsentwicklung stattfinden kann.
- Vermeiden Sie Eingriffe in die Planung von Trainingsaktivitäten und Wettkämpfen ohne
Absprache mit der Trainer*in. - Je nach Sportart ist es sinnvoll, den Besuch einer Sportschule in Betracht zu ziehen, damit die höheren Trainingsumfänge und die damit verbundenen Regenerationszeiten nicht in Konflikt mit der Ausbildung geraten.
- Informieren Sie sich bei Ihrem Kind regelmässig über sein körperliches und emotionales Befinden und besuchen Sie ab und zu ein Training von ihm.
- Erwarten Sie nicht, dass nach gesteigertem Trainingsaufwand unmittelbar eine Leistungssteigerung erkennbar wird.
- Motivieren Sie Ihr Kind, sich auch mal durch eine harte und ungeliebte Trainingsphase durchzubeissen, aber versuchen Sie auch, Zeichen von Übertraining rechtzeitig zu erkennen.
- Bei Trainingsaktivitäten in verschiedenen Trainingsgruppen lohnt es sich zu klären, wer die Gesamtverantwortung für die Trainingsplanung und die Belastungssteuerung trägt.
Weitere hilfreiche Informationen und Buchtipps
- «Training fundiert erklärt» von Jost Hegner, Ingold Verlag
- «Handbuch Kinder- und Jugendtraining» von Dietrich Martin, Verlag Hofmann Schorndorf
- «Schnelligkeitstraining» von Manfred Grosser und Thomas Renner, BLV Verlag
- Trainingslehre Mobilesport (BASPO)